Andacht über einen Kiesel, der zum Hoffnungszeichen wird
Als nun keine großen Mengen mehr beieinander waren und jeder in seiner Stadt und seinem Haus bleiben sollte, sprach er durch ein Gleichnis: Ein Mensch ging aus zu säen seinen Samen, indem er begann zu malen. Und nachdem er gemalt hatte, bunte Kiesel für den Wegesrand und Regenbögen am Fenster, da wurden einige Kiesel zertreten und die Vögel unter dem Himmel wunderten sich. Und manche Kiesel lagen auf Felsen und als es anfing zu regnen und niemand die bunten Kiesel mitnahm, da verwischte die Farbe, weil sie zu viel Feuchtigkeit hatte.
nach Lukas 8, 4–15
Und manche Regenbögen wurden mit der Zeit immer blasser inmitten der Fenster und der Dreck, der bei Regen von der Straße gegen die Scheiben prasselte, erstickte die bunten Farben.
Und andere Kiesel lagen auf vielspazierten Wegen und wurden dankbar eingesteckt und mit nach Hause genommen. Und der Regenbogen ging auf über den Dörfern und Städten und brachte hundertfach Hoffnung.
Es fragten ihn aber die Menschen, was dieses Gleichnis bedeute.
Das ist aber das Gleichnis: Der Same ist die Hoffnung, die Gott uns schenkt. Diese Hoffnung soll hinausgetragen werden in die Welt, die ein Virus in Atem hält. Damit die Hoffnung auf ein Ende der Beschränkungen und auf unbeschwerte Zeiten in Gemeinschaft wieder wachse.
Diese Hoffnung kann in Form von bemalten Kieseln und Regenbögen ins Haus kommen. Die aber, die die Kiesel am Wegesrand zertreten, das sind die, die die Botschaft zwar hören, aber etwas in ihnen lässt sie zweifeln, damit sie nicht glauben, dass die Pandemie nur mit unserem gemeinsamen Handeln ein Ende haben kann.
Die aber, die die Kiesel auf Felsen liegen lassen, so dass der Regen die bunten Farben wegwäscht sind die: Wenn sie davon hören, dass die Hoffnung auf ein Ende der Beschränkungen durch wenig Kontakt erzielt werden kann, zwar zunächst auf Treffen mit Freunden und Familie verzichten, dann aber keine Wurzel haben; eine Zeit lang glauben sie und zur Zeit der Anfechtung, wenn doch ein bedeutendes Ereignis ansteht, fallen sie ab und treffen sich in größerer Runde.
Die bunten Regenbögen aber, die vom Dreck des Regens von den Wohnzimmerfenstern weggewaschen werden, sind die, die von der Hoffnung auf unbeschwerte Zeiten hören und gehen hin und ersticken sie unter Sorgen und Ängsten, so dass die Regenbögen als Hoffnungssymbol schnell wieder in Vergessenheit geraten, und bringen keine Frucht zur Reife.
Die Kiesel aber auf dem guten Land, die auf vielspazierten Wegen dankbar eingesteckt und mit nach Hause genommen wurden, sind die, die von der Hoffnung hören, dass wir alle gemeinsam diese Zeit durchstehen können. Miteinander und füreinander. Und dank der bunten Kiesel und Regenbögen im Wohnzimmer können sie sich immer wieder daran erinnern und diese Hoffnung behalten in einem feinen, guten Herzen. Und vielleicht fangen sie selbst an, wie schon vor vielen Monaten, Kiesel in bunten Farben und mit Hoffnungsbotschaften anzumalen. Oder sie malen als Zeichen der Verbundenheit miteinander und mit Gott einen großen Regenbogen ans Fenster. So können sie Frucht bringen in Geduld.
Pfarrerin Yvonne Renner, Friedenskirche München-Trudering
Gebet:
Hoffnungsvoller Gott, langsam schwinden Geduld und Hoffnung. Schenke du uns neue Hoffnung und Durchhaltevermögen durch die Kraft deines Geistes. Amen.