Suche nach dem verborgenen Schatz

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Andacht im Evangelischen Sonntagsblatt aus Bayern

Andacht im Evangelischen Sonntagsblatt aus Bayern

Das Himmelreich gleicht einem Schatz, verborgen im Acker, den ein Mensch fand und verbarg; und in seiner Freude geht er hin und verkauft alles, was er hat, und kauft den Acker. Wiederum gleicht das Himmelreich einem Kaufmann, der gute Perlen suchte, und da er eine kostbare Perle fand, ging er hin und verkaufte alles, was er hatte, und kaufte sie.

Matthäus 13,44–46

Um auf einem Kindergeburtstag die Kinder zu begeistern braucht es oft nicht viel. Eine Schatzsuche und die Kinder sind dabei. Hinweise und Rätsel, die die Kinder zu ihrem Schatz leiten. Am Ziel: eine Kiste, die auf dem Dachboden versteckt ist. Drinnen sind kleine Geschenke für die Schatzsuchenden. Oder eine geheimnisvolle Box, die in der Natur ausgegraben werden muss und die voller Schokogoldtaler ist. Vielleicht auch einfach ein Eis, das am Ziel wartet. Beim Kindergeburtstag ist oft egal, was der Schatz ist. Hauptsache es gibt ihn am Ende der Strecke. Eine Schatzsuche ist einfach „cool“. 

Und genauso cool ist es, das Himmelreich zu entdecken. Es gleicht einem Schatz, der zufällig gefunden wird und es gleicht dem Kaufmann, der eine kostbare Perle findet. Mit diesen beiden Gleichnissen regt Jesus an, sich mit dem Himmelreich auseinanderzusetzen. Wo ist es zu finden? Wie kann es im Leben Bedeutung gewinnen? 

Er packt die Zuhörenden bei ihrer Sehnsucht. Von einem Schatz träumen nicht nur Kinder, sondern auch manche Erwachsene. Ein Schatz, der materielle Sicherheit gibt und ein zufriedenes und sorgenfreies Leben ermöglicht. Am besten so wertvoll, dass die Finderin oder der Finder ausgesorgt hat. Ein Schatz ist wie ein Versprechen, dass alles gut wird. 

Gold und Geld mögen Sicherheit geben, doch können die dieses Versprechen nicht erfüllen. Besitz allein macht nicht glücklich. So lenkt Jesus den Blick weg von dem, was im Leben oft so wichtig scheint. Er weist auf ein Mehr hin. Er weist auf das Himmelreich hin, das im jetzt und hier schon beginnt. Er weist auf Gottes Wirklichkeit im Leben und in der Welt hin. Gott schenkt Hoffnung und Vertrauen im Alltag. Er lässt Glauben wachsen, der unabhängig von materieller Absicherung trägt. Gott gibt dem Leben Sinn in einer Welt, die manchmal verzweifeln lässt. Er weist darauf hin, dass Gottes Wirklichkeit, sein Himmelreich, unsere Welt verändern kann. 

Spuren des Himmelreichs lassen sich in unserer Welt entdecken. Sie sind Schätze, die von Gottes verändernder Kraft erzählen. Sie erzählen von Mitmenschlichkeit, von Nächstenliebe, von Aufmerksamkeit und Gemeinschaft. Genau dafür lohnt es sich einzusetzen. In den Gleichnissen erzählt Jesus, dass die beiden Menschen alles auf eine Karte setzen. Für einen irdischen Schatz, bzw. die Perle verkaufen sie ihr Hab und Gut und geben alle Sicherheiten auf. In diesem Bild steckt der Zuspruch Jesu, dass das im Blick auf das Himmelreich erst recht möglich ist. Gottes Gegenwart in der Welt kann ihre verändernde Kraft dort entfalten, wo Menschen im Vertrauen auf Gottes Gegenwart die Welt gestalten und ihr ein menschliches Angesicht geben.

Uta Lehner, Dekanin in Feuchtwangen

Lied: Wo Menschen sich vergessen, 075 (Aus dem Liederbuch „Kommt atmet auf)