Editorial zur Kirchenvorstandswahl in Bayern im Evangelischen Sonntagsblatt von Susanne Borée
Prickelnd fällt es mir entgegen: Das Tütchen mit Brausepulver, das sich in meinem Gemeindebrief versteckte. „Stimm für die Kirche“, gehe zur Kirchenvorstandswahl, das ist seine Botschaft – eine kleine Erfrischung statt großer Worte. Es durchdringt das Wasser und gibt ihm erfrischenden Geschmack.
Ebenso bringen die Kandidierenden ganz unterschiedliche Gaben sowie erfrischende Ideen und Impulse in die Arbeit der Kirchengemeinden mit.
Ihre Erfahrungen wirken zusammen. Wie das Brausepulver erst im Wasser Geschmack gewinnt, so können die Engagierten im Zusammenspiel miteinander ihre Kräfte entfalten.
Doch bei der Wahl am 20. Oktober geht es nicht allein darum, wer gewählt wird, sondern auch wie viele Gemeindemitglieder wählen. Wird ihre Ansprache durch die Brause prickelnder?
Einen großen Stimmenzuwachs brachte die Briefwahl vor zwölf Jahren: Seitdem erhalten alle Gemeindemitglieder ab 16 Jahren (Konfirmierte ab 14) die Wahllisten der Kandidierenden ihrer Gemeinde per Post. Damit ihre Stimmen gültig sind, muss dem Kuvert mit dem Stimmzettel auch die Wahlberechtigungskarte beigelegt sein.
Das war 2012 zunächst vielen Wählenden unklar: Doch Wahlbriefe ohne diese Karte waren ungültig. Dies führte dazu, dass die Wahlbeteiligung damals bei knapp 17 Prozent der Gemeindemitglieder lag, wie das Sonntagsblatt damals dokumentierte.
2018, also vor sechs Jahren, stieg die Wahlbeteiligung auf prickelnde 27 Prozent – drei Viertel von ihnen wählten per Brief. Nun geht es schier gar nicht mehr ohne die Wahlberechtigungskarte: Im Fenster des Wahlbriefes muss als Empfänger die jeweilige Kirchengemeinde erscheinen – und auf der Rückseite findet sich gleichzeitig die Wahlberechtigungskarte.
Offenbar ist große Klarheit bei der Wahl wichtig. Eine hohe Beteiligung fand sich immer in den kleinen Landgemeinden. Und dort, wo eine persönliche Ansprache stattfindet.
So können sich viele Kirchenmitglieder jenseits der Niederungen von Strukturdebatten oder Sparzwängen weiter identifizieren mit den „heiligen Momenten“ der Kirche, der „Dynamik“ der Jugendarbeit oder dem „mittendrin“ der Diakonie (wie die Slogans der aktuellen Wahl lauten). Die Briefwahl macht es nach den Geburtswehen nun leicht, eine prickelnde Wahl zu treffen!