Die Kraft des Vertrauens und des Gotteslobs

Andacht im Evangelischen Sonntagsblatt aus Bayern zur befreienden Wirkung des Lobes

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Andacht im Evangelischen Sonntagsblatt aus Bayern

Andacht im Evangelischen Sonntagsblatt aus Bayern zur befreienden Wirkung des Lobes

Nachdem man sie hart geschlagen hatte, warf man sie ins Gefängnis und befahl dem Kerkermeister, sie gut zu bewachen. Um Mitternacht aber beteten Paulus und Silas und lobten Gott. Und es hörten sie die Gefangenen. Plötzlich aber geschah ein großes Erdbeben, sodass die Grundmauern des Gefängnisses wankten. Und sogleich öffneten sich alle Türen und von allen fielen die Fesseln ab. Als aber der Kerkermeister aus dem Schlaf auffuhr und sah die Türen des Gefängnisses offen stehen, zog er das Schwert und wollte sich selbst töten; denn er meinte, die Gefangenen wären entflohen. Paulus aber rief laut: Tu dir nichts an; denn wir sind alle hier! Und er führte sie heraus und sprach: Ihr Herren, was muss ich tun, dass ich gerettet werde? Sie sprachen: Glaube an den Herrn Jesus, so wirst du und dein Haus selig!

Aus Apg 16,23–34

Da ist Musik drin“ sagen wir, wenn wir etwas positiv-aufregend, lebendig-fröhlich oder unterhaltsam finden. Musik vermag ja wirklich so viel Positives: Musik hat die Kraft Menschen zu verbinden – über Länder-, Sprach-, Kultur- und Religionsgrenzen hinweg. Wenn etwa vor dem Anpfiff des Champions-League-Spiels die Fußballfans von Dortmund und Liverpool aus 65.000 Kehlen die gemeinsame Hymne singen: „You‘ll never walk alone“.

Musik hat heilende Wirkung. Die Bibel erzählt, wie Davids Harfenklänge die psychischen Leiden von König Saul zumindest lindern, wenn nicht gar vertreiben. Heute wird Musik therapeutisch eingesetzt: Singen mit Menschen mit einer Demenzerkrankung wird in vielen Senioreneinrichtungen angeboten, weil Musik Unruhe und Verwirrung verringern kann. 

Musik hat befreiende Wirkung. Sie löst uns die Zunge und auch die Stimmung. Es war auf einer Konfi-Freizeit. Ein schwieriger Tag lag hinter uns, es hatte Streit gegeben. Die Stimmung im Leitungsteam war am Boden. Da fing eine Jugendleiterin an zu singen: „We are marching in the light of god“. Sie lehrte uns verschiedene Stimmen – nach einer Viertelstunde sangen wir und bewegten uns zur Musik. Die gedrückte Stimmung war wie weggeblasen. 

Paulus und Silas sind im Gefängnis. Sie singen in einer Situation, in der es eigentlich nichts zu Singen und Loben gibt. Sie tun es trotzdem und erreichen auch die anderen Gefangenen mit ihrem Lobgesang. Die Apostel zeigen, dass das Evangelium die Kraft hat, Ketten zu sprengen –die realen und die Ketten der Angst. Die frohe Botschaft kann eine Antwort auf viele Leiden sein, viele Ängste und das Gefühl, gefangen zu sein. Sie öffnet Türen und Herzen und ermöglicht Zukunft. Ganz besonders über Musik und Gesang.

Der Kirchenvater Augustin (354–430) sagt: „Wer singt, betet doppelt.“ Wenn die Chöre in unseren Gemeinden am Sonntag Kantate die Gottesdienste oder ein Konzert gestalten, kann dieses Singen Gebet sein – für die Singenden und für alle, die zuhören.

Dr. Gabriele Kainz, Pfarrerin der Ev. Citykirchenarbeit

und der Ev. Studierendengemeinde (ESG) Regensburg

Gebet: Schöpfer des Himmels und der Erde, dich preisen alle deine Werke. Wir bitten dich: lass uns nicht stumm bleiben, sondern einstimmen in deinen Jubel. Mach unser Leben zu einem Lobgesang auf deine wunderbare Macht und Güte. Erhöre uns um Jesu Christi willen.

Lied EG 324,1–3.13.14: Ich singe dir mit Herz und Mund; Herr, meines Lebens Lust.