Kühle Kirchen in der Sommerhitze

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Raimund Kirch, Mitglied im Herausgeberbeirat des Evangelischen Sonntagsblattes aus Bayern. Hintergrundbild: Kraus
Raimund Kirch, Mitglied im Herausgeberbeirat des Evangelischen Sonntagsblattes aus Bayern. Hintergrundbild: Kraus

Editorial von Raimund Kirch im Evangelischen Sonntagsblatt 

Nein, hier ist einmal nicht von der schönen Gärten Zier, von der Natur im grünen Kleide, von Narzissus und dem Tulipan die Rede; sondern von Temperaturen wie in der Sahelzone, von vertrockneten Rasenflächen und Waldbrandgefahr. Die erste Hitzewelle dieses Jahres liegt zwar hinter uns, aber die Meteorologen wollen nicht ausschließen, dass noch weitere in diesem Sommer folgen werden. 

Sie und die besorgten Behörden in Stadt und Land machen sich Gedanken darüber, wie mit dem Problem der Klimaerwärmung umgegangen werden soll. Tatsache ist, dass wir das Wettergeschehen nicht beherrschen und nur schwer beeinflussen können. Es hängt mit dem nicht mehr zu leugnenden Klimawandel zusammen, der komischerweise für eine Partei, die sich die Alternative nennt und die auf alles eine Antwort zu haben scheint, weil sie (noch) nicht regiert, keine Rolle zu spielen scheint. 

Andere Institutionen machen sich hingegen sehr wohl Gedanken, schließlich wächst die Zahl von Hitzeopfern. In den Städten sorgt man sich um mehr Schatten, Bäume werden gepflanzt, Nürnberg will gar „Schwammstadt“ werden, indem der bis dato versiegelte Boden aufgebrochen wird, um wieder Wasser aufnehmen zu können. Denn wo Feuchtigkeit verdunsten kann, sinken die Temperaturen. 

Und plötzlich werden auch wieder Kirchen als kühle Orte interessant. „Coole Kirche“ ist das Stichwort, weil es ja ohne Denglisch anscheinend nicht mehr geht. Andererseits meint „cool“ und „kühl“ auch etwas grundlegend anderes. Von cool spricht man, wenn etwas als schick, als auf der Höhe der Zeit und alles andere als langweilig dargestellt werden soll. Eine kühle Kirche aber sollte sich auf keinen Fall als unterkühlt, also abweisend, präsentieren. Das heißt, sie sollte einladend wirken und alle Besucher willkommen heißen. 

Denn vielleicht fällt dem einen oder anderen ja beim Innehalten auf, welche Kunstwerke, welche tiefgreifende Symbolik, welche Schätze in Kirchen vorzufinden sind. Hat ein solches Gotteshaus sogar noch eine Krypta, dann wäre das Glück schier vollkommen. Die meisten solcher Unterkirchen haben eine konstante Raumtemperatur von 18 Grad. Grad schön zum Verweilen. Meditative Gedanken kommen dann vielleicht sogar von allein. Das wäre dann freilich alles andere als uncool.