Schwierige Wahl – gutes Ende?

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Chefredakteurin Susanne Borée, Hintergrundbild von Erich Kraus

Editorial zur Wahl von Chefredakteurin Susanne Borée im Evangelischen Sonntagsblatt aus Bayern

Da liegen sie im Straßenschmutz – die Wahlplakate, die noch vor wenigen Tagen wertvolle Werbeträger waren. Viele ihnen sind vor dem Abbau längst zu Müll geworden! Von Straßenschuhen getreten, vom Schneematsch und den Streusalzrändern besudelt. 

Die Kälte des Winters schien an diesem Wahlwochenende bereits weit entfernt. Überraschend stabil zeigte sich nach einer langen Nacht die Sitzverteilung – offenbar hatten ausreichend Wählende begriffen, wie mangelnde politische Verantwortung zu bewerten ist. Gleichzeitig haben die Ränder arg viel Zustimmung erhalten (vgl. Seite 5).

Nun beginnt der Fasching der Koalitionsverhandlungen. Wie schnell fallen in den nächsten Wochen die Masken der Wahlversprechen? Scheinen sie plötzlich mit dem Winde verweht zu sein – wie die Wahlplakate?

Keinerlei Versprechen machte Saul seinem Volk, bevor Gott ihn zum König über Israel erwählte. Denn eher zufällig erhielt er dies Amt, während er eigentlich die verlorenen Eselinnen seines Vaters suchte. Doch sein Volk wollte unbedingt einen König „um zu werden wie die Heiden“ (1. Sam 8,20), zumal Samuels Söhne nicht verantwortlich handelten und allzu gerne Geschenke annahmen (8,3 ff.).

Drei lange Kapitel braucht es (1. Sam 8–10), bis Saul sich der Bedrohung des Volkes stellt. Zunächst salbte Samuel ihn im Auftrag Gottes (Was der alte Richter wohl dabei dachte, nachdem seine Söhne verworfen waren!), dann geriet Saul beim Opfern in Verzückung, um „ein anderes Herz zu bekommen“ (Kapitel 10). Schließlich fällt auch noch in der Volksversammlung das Los auf ihn, obwohl sich Saul trotz seiner Verwandlung versteckt hält (10,22) und wie seine verlorenen Eselinnen durch Gottes Hilfe gefunden werden muss. Auch wenn da wohl verschiedene Erzählstränge verknüpft sind, spiegelt die Komposition die Mühsal der Verantwortungsübernahme. 

Voller Hintersinn das Fazit zur Wahl: „Aber einige ruchlose Leute sprachen: Was soll der uns helfen? Und sie verachteten ihn und brachten ihm kein Geschenk. Aber er tat, als hörte er’s nicht“ (1. Sam 10,27).

Nach unserer Wahl lässt sich nur hoffen, dass schnell der Frühjahrs­putz beginnt. Bald verantwortlich handlungsfähig zu werden, dazu sind die Weichen gestellt. Sicherlich ist es in diesem Vorfrühling zu früh, ungetrübten Sonnenschein zu erwarten. Hoffentlich können wir uns rasch den Stürmen stellen und uns halbwegs zukunftsfähig aufstellen!