Andacht im Evangelischen Sonntagsblatt aus Bayern zur Begeisterung aus dem Glauben
Also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, auf dass alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben.
Johannes 3,16
Gespräch am großen Tag der Kirchenvorstände in Nürnberg an der Themenwand zu „beGEISTert leiten“. Dabei die Aussage eines Kirchenvorstehers: „Naja, zum Eigentlichen kommen wir eigentlich immer viel zu wenig.“
Was ist denn das Eigentliche im Kirchenvorstand, in unseren Gemeinden, im persönlichen Glauben? Der Zusammenhalt? Die moralischen Impulse in die Gesellschaft hinein? Nach dem „Eigentlichen“ fragen nicht nur wir heute. Auch der Pharisäer Nikodemus, der von Jesus beeindruckt, aber auch irritiert war, hat danach gefragt: Jesus, wer bist du eigentlich? Worum geht’s hier wirklich?
Jesus antwortet ihm sehr klar: So sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, auf dass alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben.
Es geht im Kern um die Rettung des Menschen durch den Glauben an Jesus. Es geht um Gottes vergebende Liebe. Es geht darum, dass Jesus Christus die Menschen durch seinen Tod am Kreuz erlöst. Dass Gott rettet, ist nichts weniger als das Zentrum des Glaubens.
Das wohl schwerste Defizit unseres kirchlichen Handelns heute besteht darin, dass wir über dieses „Eigentliche“ viel zu wenig sprechen. Stattdessen meinen wir, dass wir das Leben in Gesellschaft und Welt verbessern müssen. Und zwar ohne Menschen zuerst zum Glauben an Jesus Christus, in seine Nachfolge, einzuladen. Dadurch werden wir als Kirche zu einer gesellschaftlichen Machtgruppe unter anderen.
Die politischen Parteien wollen – hoffentlich – die Gesellschaft verbessern. Sie sind dabei überzeugt, das Gute aus sich selbst heraus erkennen und tun zu können. Jesus zeigt uns aber einen ganz anderen Weg: um für andere da sein zu können, um ein neuer Mensch zu werden, ist der Glaube an ihn unerlässlich. Ohne diesen „Umweg“ geht es nicht. Der Glaube an Jesus ist die Voraussetzung dafür, zu erkennen, dass kein Mensch von sich aus die Dinge in der Welt zum Besseren verändern kann. Wir alle sind viel zu sehr in Irrtümern und Egoismen gefangen, als dass wir ohne Gottes Hilfe etwas nachhaltig Positives ausrichten könnten. Schon Luther war überzeugt: „Wir sollen Mensch und nicht Gott sein. Das ist die Summa.“
In der Nachfolge Jesu Gott Gott sein zu lassen, das ist der wichtigste Beitrag, den wir als Kirche und als
einzelne Christen zur Verbesserung der Bedingungen der Gesellschaft leisten können. Die Nachfolge Jesu befreit von Größenwahn und Allmachtsphantasien. Sie macht frei, die Liebe Gottes zu empfangen und auf dem Glaubensweg weiterzugeben. „beGEISTert“ leiten: Nicht wir, Gott tut das Wesentliche! In dieser Haltung – das Eigentliche im Blick – leben wir unseren Glauben. So schämen wir uns des Evangeliums von Jesus Christus nicht. So hat Kirche Zukunft.
Dekan Klaus Schlicker, Windsbach
Gebet: Herr Jesus Christus, wir danken dir für deine unbegreifliche Liebe. Du bist den Weg ans Kreuz gegangen zu unserem Heil. Hilf uns, dir in allem zu vertrauen, den Weg der Nachfolge zu gehen, und so auch unserer Welt zu dienen. Amen.