Andacht im Evangelischen Sonntagsblatt aus Bayern zur unendlichen Liebe Gottes
Deshalb beuge ich meine Knie vor dem Vater, … dass er euch Kraft gebe …, gestärkt zu werden durch seinen Geist an dem inwendigen Menschen, dass Christus durch den Glauben in euren Herzen wohne. Und ihr seid in der Liebe eingewurzelt und gegründet, damit ihr mit allen Heiligen begreifen könnt, welches die Breite und die Länge und die Höhe und die Tiefe ist, auch die Liebe Christi erkennen könnt.
Aus Epheser 3,14–19a
Der Apostel breitet eine Fülle über uns aus. Und es ist als ob diese Fülle, im selben Moment auf uns übergeht, unsere Gotteserkenntnis vertieft, unsere Herzen erleuchtet, uns inwendig stärkt.
Das ängstliche Herz bleibt nicht allein, wo doch Christus in unseren Herzen wohnt. Die kalte Welt bleibt nicht kalt, wo doch Christus mit seiner Liebe in allen Himmelsrichtungen zu Hause ist. Und wir sind in der Liebe eingewurzelt und gegründet. Wir wissen, dass sie wahr und ewig ist.
Egal, in welchem Zustand mich das Gebet vorfindet. Es verharrt nicht bei meinem Zustand. Es lächelt in meine Enge hinein und lockt mich heraus. Lockt mich zu Christus.
„Könnt ihr begreifen, welches die Breite und die Länge und die Höhe und die Tiefe ist, und die Liebe Christi erkennen?“
Die Breite? Jesus breitet am Kreuz die Arme aus. Seine Liebe erreicht den Verbrecher neben ihm. Seine Liebe erreicht die, die spotten und quälen. „Vater, vergib!“ bittet Jesus. Seine Liebe erreicht seine Mutter und seinen Freund Johannes. Sie sollen aufeinander achten. Jesus breitet die Arme aus. Er umfasst die Welt mit ihren Schrecken und ihrer Trauer und bringt Liebe hinein in die schlimmen Umstände und Zustände.
Begreift ihr die Tiefe der Liebe? Hinabgestiegen in das Reich des Todes. Bis dorthin ist Jesus gedrungen mit seiner Liebe. Bis dorthin wo nichts mehr lebt, kein Herz mehr schlägt, wo Schuld nicht wieder gut zu machen ist. Jetzt bleibt nicht einmal mehr dort alles beim Alten. Jetzt ist Christus dort und spricht: „Siehe ich mache alles neu.“
Ermesst ihr die Höhe der Liebe? Aufgefahren in den Himmel. Weil diese Erde nie mehr ohne Himmel sein soll, nie mehr ohne Hoffnung, nie mehr ohne Ziel.
Erfasst ihr die Länge der Liebe? Bricht die Liebe etwa irgendwann oder irgendwo ab? Hat einen Anfang aber leider auch ein Ende. Die Bibel weiß: Die Liebe hört niemals auf!
Schwimmen zwei junge Fische des Weges und treffen zufällig einen älteren Fisch, der in die Gegenrichtung unterwegs ist. Er nickt ihnen zu und sagt: „Morgen, Jungs. Wie ist das Wasser?“. Die zwei jungen Fische schwimmen eine Weile weiter und schließlich wirft der eine dem anderen einen Blick zu und sagt: „Was zum Teufel ist Wasser?“
Die zwei jungen Fische atmen im Wasser. Sie spielen im Wasser. Sie begegnen einander im Wasser. Und wissen doch nicht (noch nicht) was sie umgibt, trägt, was sie atmen lässt und ihnen Kraft und Bewegungsfreiheit schenkt.
Ich wage es, das lange Gebet des Apostels so zu verdichten: Wir schwimmen in Liebe.
Martina Beck, Dekanin in Thurnau
Gebet: Berührt und gesegnet bin ich von dir, Gott. / Durch deine Liebe bin ich aufgerichtet, erlöst, befreit. / Ich bitte dich, / dass deine Liebe durch Christus in mir lebt / und deine göttliche Lebensmacht mich / mehr und mehr erfüllt. Amen.
Lied 408: Meinem Gott gehört die Welt