Tasche mit Taube

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Editorial Inge Wollschläger im Evangelischen Sonntagsblatt aus Bayern

Editorial im Evangelischen Sonntagsblatt aus Bayern von Inge Wollschläger über ein „christliches“ Handtäschchen

Ich habe mir ein kleines Täschchen zugelegt. Außen ist es braun mit angedeuteten Schiffsplanken. Der Zipper ist eine Taube. Öffnet man den Reißverschluss und schaut ins Innere dieser Tasche sieht man Tiere – von jeder Art zwei. Eine kleine Arche Noah für allerlei Krimskrams oder Stifte.

Glaube und Religion wird in der öffentlichen Wahrnehmung oft mit Ernsthaftigkeit, Regeln und moralischen Mahnungen verbunden. Wer noch nie in einer Kirche war, erwartet schnell: lange Gesichter, ernste Töne, keine Pointe weit und breit. Dabei ist die christliche Botschaft eigentlich voller Freude, Hoffnung und Lebenslust – und das darf man auch spüren. Humor kann hier ein entscheidender Schlüssel sein. Und dabei bin ich gerne eine Art „Türöffnung“. Denn ich mag diese Art von Humor. Ob als Täschchen – oder auch ganz neu in meinem Haushalt: eine kleine Jesus Figur in meinem Auto, die freundlich winkt. 

Natürlich: Humor ist Geschmackssache. Manche empfinden ihn in Glaubensfragen als unpassend. Aber Respekt und Leichtigkeit schließen sich nicht aus. Der entscheidende Punkt ist das Fingerspitzengefühl – und die Absicht, einzuladen statt bloßzustellen. Denn Humor baut Brücken. Er schafft eine gemeinsame Basis, bevor über tiefere Themen gesprochen wird. Wenn Menschen lachen, entspannen sie sich. Ein Gespräch über Gott wirkt dann weniger wie eine Predigt und mehr wie ein Austausch auf Augenhöhe. Humor zeigt außerdem: Der Glaube macht nicht weltfremd – er hat mitten im Alltag Platz. In sozialen Netzwerken nutzen viele christliche Produzenten humorvolle Kurzvideos, um Glaubensthemen anzusprechen. Z.B. „Memes“ mit Augenzwinkern: Ein Bild von Jesus, der Wasser in Kaffee verwandelt – mit der Überschrift „Mein erstes Wunder am Montagmorgen“. Wer Social Media nicht kennt: Memes sind humorvolle Bild-Text-Kombinationen, die sich wie kleine Postkarten im Internet verbreiten.

Es gibt christliche Inhalte, die vor allem durch harte Abgrenzung auffallen – moralische Forderungen, Warnungen, Drohungen. Das mag manchen beeindrucken, schreckt aber viele ab. Humor hingegen lädt ein. Er zeigt: Glaube ist nicht nur eine Liste von „Darfst du nicht“, sondern eine Quelle von Freude und Freiheit. Denn oft ist ein Schmunzeln der erste Schritt zu einem offenen Herzen.