Heilung mit problematischen Folgen

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Andacht im Evangelischen Sonntagsblatt aus Bayern

Andacht im Evangelischen Sonntagsblatt über die Heilung am Teich von Bethesda

Danach war ein Fest der Juden, und Jesus zog hinauf nach Jerusalem. Es ist aber in Jerusalem beim Schaftor ein Teich, der heißt auf Hebräisch Betesda. Dort sind fünf Hallen; in denen lagen viele Kranke, Blinde, Lahme, Ausgezehrte. Es war aber dort ein Mensch, der war seit achtunddreißig Jahren krank. Als Jesus ihn liegen sah und vernahm, dass er schon so lange krank war, spricht er zu ihm: Willst du gesund werden? Der Kranke antwortete ihm: Herr, ich habe keinen Menschen, der mich in den Teich bringt, wenn das Wasser sich bewegt; wenn ich aber hinkomme, so steigt ein anderer vor mir hinein. Jesus spricht zu ihm: Steh auf, nimm dein Bett und geh hin! Und sogleich wurde der Mensch gesund und nahm sein Bett und ging hin. Es war aber Sabbat an diesem Tag. […] Der Mensch ging hin und berichtete den Juden, es sei Jesus, der ihn gesund gemacht habe. Darum verfolgten die Juden Jesus, weil er dies am Sabbat getan hatte.

Aus Joh 5,1–16

Die Juden!“ Wo dieser Ausspruch fällt, ist das Unheil nicht weit. In unserem Bibelwort stehen die Juden allgemein als Gegner Jesu im Vordergrund. Die Welt, in die das Johannesevangelium hineinschreibt, ist eine ihm feindlich gesonnene Welt. Und „die Juden“ werden mit dieser feindlichen Welt in eins gesetzt. Wir kennen die furchtbare Wirkungsgeschichte dieser Sichtweise. Der Verfasser des Johannesevangeliums aber hat sie wohl nicht einmal geahnt.

„Die Juden“ sind auch hier nicht „die“ Juden – Jesus war ja selbst Jude. Es geht um Pharisäer und Schriftgelehrte als damalige Vertreter einer bestimmten Sichtweise jüdischen Glaubens. Sie suchen erstaunlich oft die Diskussion mit Jesu, was auf eine (gegenseitige) Wertschätzung schließen lässt. Sie geraten allerdings auch des Öfteren mit ihm hart aneinander. Wie hier bei der Frage, was man am Sabbat tun darf und was nicht. Für Jesus steht fest: Der Sabbat ist für den Menschen gemacht und nicht umgekehrt. (Mk 2,27)

Jesus macht einen Menschen gesund, der eine halbe Ewigkeit krank am Teich Betesda verbracht hat. Was für eine Heilungsgeschichte! Aber diese hat auch eine problematische Seite. Wie geht es all jenen, die nicht das Glück einer solchen Heilung haben? Und doch: gibt es neben der unerwarteten Genesung auch nicht Wendungen zum Guten ohne spektakuläre Heilung? Gibt es am Ende nicht auch Trost und Stärkung in einer Krankheit?

Unser Bibelwort will uns den Blick dafür öffnen, dass sich Gott uns heilsam zuwendet. Wie er das macht, dafür gibt es viel tausend Weisen. Paul Gerhard hat schon recht: „Er weiß viel tausend Weisen, zu retten aus dem Tod, ernährt und gibet Speisen zur Zeit der Hungersnot, macht schöne rote Wangen oft bei geringem Mahl; und die da sind gefangen, die reißt er aus der Qual.“ (EG 302,5)

Dekan Matthias Büttner, Ansbach

Wir beten: Mit wirren Sorgen quälen wir uns oft durch die Nacht. Aber du, Gott des Lichts, weckst uns auf. Mit schwerem Herzen gehen wir oft durch den Tag. Aber du, Gott des Lebens, kommst uns entgegen. Mit Tränen in den Augen schauen wir oft in die Welt. Aber du, Gott der Liebe, schenkst uns Klarheit. Dafür danken wir dir durch Jesus Christus, deinen Sohn und unseren Herrn. Amen.