„Wenn Du den Frieden willst, bereite den Frieden vor“

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Raimund Kirch, Mitglied im Herausgeberbeirat des Evangelischen Sonntagsblattes aus Bayern. Hintergrundbild: Kraus
Raimund Kirch, Mitglied im Herausgeberbeirat des Evangelischen Sonntagsblattes aus Bayern. Hintergrundbild: Kraus

Editorial im Evangelischen Sonntagsblatt aus Bayern zur Friedensdenkschrift von Raimund Kirch

Wenn du Frieden willst, bereite den Krieg vor – so lautet die oft zitierte Maxime noch aus römischer Zeit. Und seit dem Überfall der Russischen Föderation auf die Ukraine hört man diesen Satz in Deutschland und Europa noch öfter. Die Aktienkurse der Rüstungsunternehmen schießen seitdem in die Höhe, die Wehrpflicht soll wiederkommen, obskure Drohnenüberflüge und Hackerangriffe sorgen für Unbehagen. 

Da bereitet nun die Evangelische Kirche in Deutschland ein Friedenspapier vor, welches das heimliche und provokante Motto „Wenn Du den Frieden willst, bereite den Frieden vor“ haben könnte. Zugegeben: Es klingt ziemlich verwegen, wenn man mitten im Krieg, der noch sehr, sehr lange dauern könnte, von Dialog und Versöhnung spricht. Doch bedurfte es der Neuausrichtung. 

Als im Jahr 2022, kurz nach dem Befehl Putins zum Einmarsch in die Ukraine sich noch viele, die das partout nicht erwartet hatten, die Augen rieben, hat die EKD-Synode in Magdeburg beschlossen, dass ihre Friedensdenkschrift von 2007 auf den Prüfstand gehört. Denn diese Denkschrift war noch zu einer Zeit verabschiedet worden, als man sich einen solchen tabubrechenden Angriffskrieg, der wider alle Vernunft ist und das Völkerrechts außer Kraft setzte, nicht vorstellen konnte; glaubte man doch, dass die Zeit des Kalten Kriegs ein für alle Mal zu Ende sei und Wandel durch Handel erreicht wird. 

Es geht in der neuverfassten Denkschrift, die bei der EKD-Synode in Dresden vorgestellt wird, bestimmt auch um den Gedanken der Abschreckung, wenn sie zur Verhinderung der Gewalt dient. Es muss aber im christlichen Sinn vor allem auch um Gewissenerforschung gehen. Was wurde versäumt, um den Frieden zu wahren? Hat man zu sehr der Politik vertraut und Ängste des Gegners übersehen und vernachlässigt? Wie lässt sich ein gerechter Friede erreichen? 

Wobei eines feststeht: Den Kirchen kommen im künftigen Friedensprozess wichtige Aufgaben zu. Sie besitzen nach wie vor noch Netzwerke zu den Gemeinden und wichtigen Meinungsträgern. Sie können die ersten sein, die eines Tages wieder Vertrauen aufbauen. Und sie haben den Schlüssel, der Voraussetzung für jeden Prozess der Friedensanbahnung ist: anderen und sich Fehler zu verzeihen, um so einen Neuanfang zu wagen.