„Schwerter zu Pflugscharen“

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Andacht im Evangelischen Sonntagsblatt aus Bayern

Andacht im Evangelischen Sonntagsblatt aus Bayern zur Prophezeiung des Jesaja

Dies ist’s, was Jesaja geschaut hat: Es wird zur letzten Zeit der Berg, da das HERRN Haus ist fest stehen, und viele Völker werden hingehen und sagen: Kommt, lasst uns auf den Berg des HERRN gehen! Denn von Zion wird Weisung ausgehen und des HERRN Wort von Jerusalem. Und er wird richten unter den Heiden. Da werden sie ihre Schwerter zu Pflugscharen und ihre Spieße zu Sicheln machen … und sie werden hinfort nicht mehr lernen Krieg zu führen. Kommt nun, ihr vom Hause Jakob, lasst uns wandeln im Licht des HERRN!

  Aus Jesaja 2,1–5

„Stell dir vor, es ist Krieg und keiner geht hin“ war einmal ein geflügeltes Wort. Tatsächlich gibt es Kriege, bei denen alle ohne Blutvergießen wieder heimgehen. So im Jahr 1542, als zwei Länder namens Sachsen existierten: ein Kurfürstentum und ein Herzogtum. Zwischen beiden lag die Stadt Wurzen, in der Herzog und Kurfürst Rechte hatten, mehr nicht.

Beide hätten sie gerne annektiert. Als sich einmal der Kurfürst in seinen Rechten beschnitten sah, ließ er Wurzen besetzen, weshalb auch der Herzog Truppen losschickte. Ein Krieg fing an. Nun mischte sich Martin Luther ein und ermahnte: „Darum ist dies das erste Gebot Gottes, dass Eure Kurfürstliche Gnaden und Eure Fürstliche Gnaden schuldig sind, vor allen Dingen zum Frieden zu trachten.“ Deshalb sollen sie auf Gewalt verzichten und wegen der Streitsache das Urteil des zuständigen Gerichts abwarten. Nur für den Fall, dass einer der beiden das Gerichtsurteil nicht anerkennt und Wurzen weiter bedroht, darf der andere mit Waffengewalt antworten. Aber Gott möge das verhindern. 

So kam es. Die Truppen beider Fürsten gingen wieder heim, bevor ein Tropfen Blut geflossen war. Ein Beispiel, wie sich Frieden durchsetzt, wenn man sich unter denselben Gott beugt, einem Vermittler traut und ein höheres Gericht anerkennt.

Der Predigttext beschreibt eine Welt, in der man seine Rohstoffe nicht mehr für Waffen ver(sch)wendet, sondern daraus Nahrung und Wohlstand generiert. Dass „Schwerter zu Pflugscharen“ werden, war auch einmal ein geflügeltes Wort. So etwas geschieht, weil alle Nationen den Gott Jakobs vom Berg Zion als obersten Richter anerkennen. Ohne sein Gericht keine Gerechtigkeit.

Von einer Erfüllung dieser Vision ist derzeit nichts zu spüren. Jesaja spricht von der „letzten Zeit“, also der Zukunft. Ich lese das als Hoffnung: So wie ich an die Existenz Gottes glaube, so glaube ich an eine künftige göttliche Friedenszeit. Bis dahin werden noch manche Waffen zum Einsatz kommen, zumal – wie Luther 1542 einräumte – man gegen notorische Unfriedenstifter weiterhin Kanonen und Spieße bräuchte. 

Wir bleiben nicht untätig, während wir auf die Erfüllung der Jesaja-Vision warten: „Lasst uns wandeln im Licht des HERRN!“. Kurfürst und Herzog haben sich 1542 für das Licht des Friedens entschieden. So etwas kann jederzeit wieder geschehen. Pfarrer Dr. Gerhard Gronauer

Referent der Regionalbischöfin im Kirchenkreis Ansbach-Würzburg

Gebet: Du Gott Jakobs und Vater von Jesus, erbarme dich deiner Welt und der vielen Menschen, die unter Krieg leiden. Wieso dauert es so lange, bis die Menschen verlernen Krieg zu führen? Stärke uns darin, dem Bösen zu wehren und das Gute zu fördern und mache uns zu Werkzeugen deines Friedens. Amen.

Lied EG 416: O Herr, mach mich