
Partnerschaftsbesuch vom Kilimandscharo trotzte allen Hürden und baute Brücken
Eine Waschanlage für den Glauben? Genauer: für die kirchliche Jugendarbeit im Dekanat Hai der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Tansania (ELCT). Sie wurde dort von Jugendlichen errichtet, wie Lightness W. Kimaro mit aktuellen Fotos zeigte. Mit weiteren fünf jüngeren Menschen aus dem Dekanat Hai und dem Berufsschulzentrum (Hai Vocational Training Centre – HVTC) kam sie nun ins Dekanat Rothenburg.
Dabei lief ihr Besuch zunächst arg holprig an, da sie kurzfristig mit Visa-Problemen zu kämpfen hatten. So erreichte Kimaro mit zwei weiteren Repräsentanten aus dem Dekanat Hai die Tauber zwei Tage später als geplant. Und die Ankunft der drei jungen Tischler vom Berufsschulzentrum war lange ungewiss. So musste gerade zu Beginn des Tansania-Besuchs das geplante Programm angepasst werden.
Umso besser läuft es aber mit der Autowaschanlage am Kilimandscharo: Arbeitslose Jugendliche können damit Geld verdienen. Denn gerade die Jugendarbeitslosigkeit ist in Tansania erschreckend hoch. Weitere Einnahmen aus dem Betrieb kommen kirchlichen Programmen zugute.
Ferner bietet Hai Trainingseinheiten für junge Menschen an, die als Motorradfahrer ihr Geld verdienen. Sie transportieren als Taxi-Service ihre Mitbürger oder deren Waren: Nun bekamen sie bei einem kirchlichen Seminar gelbe Warnwesten überreicht. Es wurde ihnen eingeschärft, wie wichtig es sei, dass auch ihre Mitfahrer Helme tragen sollten.
Genauso organisiert Lightness W. Kimaro Ausflüge für Jugendliche in Nationalparks, um ihr Gemeinschaftsgefühl zu stärken und ihnen ein Bewusstsein für die Schöpfung ihres Landes zu schaffen sowie ihr Band zur Kirche zu stärken.
Sie hat Wildtierwissenschaften und Naturschutz studiert – „getragen von der Leidenschaft, Gottes Schöpfung zu bewahren und zugleich den Menschen zu dienen, die in meiner Nähe leben“. Obwohl sie das einzige Mädchen unter fünf Kindern war, so berichtet sie, war ihren Eltern auch ihre Ausbildung wichtig.
Ihr Bischof Fredric Shoo trage das Engagement mit. Er habe bereits
den Spitznamen „Bäume-Bischof“ bekommen, so Kimaro. Denn er würde sich intensiv um Aufforstung kümmern und sogar den Kindern Setzlingen in die Hand drücke. 500.000 Bäume sollen durch seine Initiative bereits gepflanzt worden sein.
Begeisternde Jugendarbeit
Für genauso wichtig hält Lightness W. Kimaro gemeinsames Feiern und gemeinsame Aktionen: Regelmäßig nehmen kirchlich gebundene Jugendliche an Marathonläufen teil. Oder die Kirche organisiere solche Ereignisse, um deren Fitness zu stärken und sie gleichzeitig Gemeinschaft erleben zu lassen. Jährlich gäbe es in ihrem Dekanat Hai – etwa so groß wie der gesamte Landkreis Ansbach hierzulande – ein Festival mit Gotteslob, Gebeten und gemeinsamen Aktionen. Auch die tansanische Norddiözese bietet solche Feiern an.
Trommeln und schwungvolle Lieder sind für Danieli Z. Lema ein Weg zu den Kindern und Jugendlichen vor Ort. Auch er ist Evangelist im Dekanat Hai sowie Absolvent des Mwika Bible and Theological College. Seit fünf Jahren ist er im evangelistischen Dienst aktiv – zunächst in einer Gemeinde, später als Koordinator für Christliche Bildung.
Sein Schwerpunkt liegt in der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen, denen er die christliche Bildung weitergeben will. „Sie sind die Zukunft unserer Kirche. Sie zeigen uns, dass die Kirche lebendig ist und wächst.“
Er begleitet Jugendliche in ihrer Entwicklung und half ihnen dabei, so dass bereits mehrere Jugendliche eine selbständige Tätigkeit aufnehmen konnten. In Deutschland will er besonders unsere Formen der christlichen Kinder- und Jugendgruppen kennenlernen.
Schließlich sollen Wege gefunden werden, die Partnerschaft in die „neue Generation zu tragen“, erklärte die Rothenburger Dekanin Jutta Holzheuer. Denn sie werde zunehmend von Menschen der älteren Generation getragen, deren Kräfte endlich sind. So waren bewusst jüngere Vertreter aus Hai an die Tauber gekommen. Und sie waren schwerpunktmäßig bei Treffen und Ausflügen mit der Rothenburger Dekanatsjugend oder Konfirmanden.
Endlich alle angekommen!
Daran konnten dann auch bald der 25-jährige Tischler William M. Hhari vom Berufsschulzentrum, sein 24-jähriger Kollege Ayubu N. Issack, der neben seiner Arbeit auch gerne Trompete spielt und Reparaturen durchführt, sowie die 22-jährige Tischlerin Loveness A. Pallangyo teilnehmen.
Für große Erleichterung sorgte da inmitten eines Treffens eine unscheinbare Textnachricht: Endlich, nach langem Warten, hatte der richtige Stempel ihre Pässe erreicht! Noch gerade rechtzeitig – fast eine Woche später als geplant – konnten sie nachkommen – und ebenfalls von ihren praktischen Erfahrungen erzählen.
Selbst manche Jugendliche in Hai haben fünf Jahre lang mit eigenen Händen eine Kirche gebaut. Oder sie helfen Kindern, behinderten Menschen oder Familien in schwierigen Situationen, die noch dazu in abgelegenen Gebieten wohnen.
Denn diakonische Arbeit mit Senioren ist ebenfalls am Kilimandscharo wichtig. Das bedeutet aber zunächst noch keine Tagespflege für Menschen mit Demenz, auch keine medizinische Betreuung Bettlägeriger. Es geht darum, wer ein Kilo Mehl erhält – oder auch nicht. Die 28-jährige Evangelistin Christina E. Ulomi koordiniert im Dekanat Hai in Tansania die Arbeit der Diakonie, nachdem sie ebenfalls am Mwika Bible and Theological College studiert hat. Gerade die Hilfen für Senioren sind ihr ein Herzensbedürfnis.
Auch sie kam nach Deutschland und besuchte gespannt das Elisenstift in Schillingsfürst. Schließlich war es das Anliegen ihres Besuchs mehr darüber zu lernen „wie Menschen mit besonderen Bedürfnissen“ – auch Menschen mit Behinderung oder pflegebedürftige Senioren – „in Deutschland begleitet werden“.
Genauso will sie auch ihre „Erfahrungen aus der Diakoniearbeit weitergeben“. In ihrer Heimat entscheidet sie mit darüber, wer Hilfen bekommt. Oder sie muss Gemeindemitglieder vor Ort am Kilimandscharo mobilisieren, die Schwächeren ihrer Gemeinschaft noch intensiver zu unterstützen.
Da kann die Jakobsbude auf dem Rothenburger Reiterlesmarkt, deren Erlös immer den Partnern in Tansania zugutekommt, in diesem Jahr mit neuem Schwung betrieben werden. Es muss nicht alles an der Autowaschanlage hängen.