Bayernweiter Tag der Kirchenvorstände: Kirche lebensnah und zukunftsorientiert gestalten
Er ließ den Funken der Begeisterung überspringen: „Mr. Joy“ alias Karsten Strohhäcker faszinierte die rund 1.200 Kirchenvorstände im Nürnberger Messezentrum. Seine Leuchtstäbe kreisten in allen Farben des Regenbogens. Der Künstler und studierte Theologe gab so den Glanz des Segens weiter: Zum krönenden Abschluss formten seine umherwirbelnden Zauberstäbe gar das Logo des Evangelischen Landeskirche in Bayern, den Aufruf zur Kirchenvorstandswahl im vergangenen Herbst und die Taube des Heiligen Geistes.
„Auch eine Glühbirne leuchtet nicht aus sich heraus“: Unter diesem Gedanken konnten die Kirchenvorstände aus ganz Bayern wenige Wochen nach ihrer Einführung zum Ersten Advent ihren Weg beginnen. Alte Hasen waren genauso gekommen wie Neulinge. Es musste sogar eine Warteliste eingerichtet werden.
Dabei war auch (fast) die gesamte Kirchenleitung. Und die Mitarbeitenden der neu fusionierten „wirkstatt“: Sie hatten organisatorisch an alles gedacht, um die Anreisenden durch den Tag zu führen – bis hin zu den Wegweisern an der U-Bahn-Station und einem eigenen Shuttlebus, der die Kirchenvorstände zum Eingang des Tagungssaals fuhr.
Martin Simon, Referent der kirchlichen Einrichtung und zentrale Ansprechperson für Kirchenvorstände, betont: „Bei dieser Tagung wird das herausragende Engagement in unseren Kirchenvorständen sichtbar“, begeisterte er sich. „Es ist ein starkes Zeichen für die Zukunft unserer Kirchengemeinden.“
Landesbischof Christian Kopp dankte im Namen der Kirchenleitung allen, die an diesem Samstag gekommen waren. Und denjenigen, die sich ehrenamtlich für die Gemeinden vor Ort engagieren und Kirche mitgestalten wollen. Der randvoll gefüllte Saal zeige eindrucksvoll, wie „viele gemeinsam unterwegs“ unterwegs sind.
Er fragt aber auch: „Mit welcher Haltung gestalten wir Kirche?“. Sie müsse zukunftsfähig aufgestellt werden: „Entscheidend ist, was die Menschen heute brauchen, und was uns daran hindert, sie zu erreichen. Dafür müssen wir Überholtes loslassen, Verwaltungsaufwand reduzieren und Raum für Neues schaffen. Mutige und kreative Ansätze wie ‚einfach heiraten‘ zeigen, dass neue Ideen und Strukturen auf Resonanz stoßen.“ Kopp betont die Bedeutung der Aufmerksamkeit für die Menschen vor Ort: „Kirche gehört nah zu den Menschen, soll zuhören und die Menschen in ihren Lebensrealitäten begleiten. Die Seelsorge und das aktive Zugehen auf Gemeindemitglieder stehen im Mittelpunkt.“
Da gab er den Kirchenvorständen zu Beginn ihrer neuen Amtszeit mit auf den Weg, dass nicht nur Innovationen, sondern auch „Exnovationen“ gefragt seien. Dies brachte Oberkirchenrat Florian Baier noch einmal auf die griffige Formulierung: Neue Wege zu gehen, „bedeutet aber auch, dass manche Wege nicht mehr ans Ziel führen.“ Manches muss dann auch in Würde und in aller Achtung vor denjenigen, die es vorangetrieben haben, verabschiedet sein.
Und Oberkirchenrat Stefan Blumtritt beschwor neben der notwendigen Gremienarbeit auch „Heilige Momente“, die zur „Gänsehaut“ führten, aber nicht planbar seien.
Anschließend gaben die Regionalbischöfe Thomas Prieto Peral und Klaus Stiegler regionale Impulse für „ihre“ Gebiete südlich der Donau. Gleichzeitig versammelten die Regionalbischöfinnen Elisabeth Hann von Weyhern aus Nürnberg und Gisela Bornowski aus Ansbach-Würzburg die fränkischen Ehrenamtlichen. Sie antworteten auf Fragen und Herausforderungen, die die Versammelten in Form einer interaktiven „Cloud“ zusammen digital an die Wand warfen und damit gemeinsam gewichteten. Ebenfalls gaben sie nachahmenswerte Impulse aus ihren Regionen. Und sie stellten auch ihre designierte Kollegin Berthild Sachs vor, die Mitte März den Kirchenkreis Bayreuth übernimmt.
In 31 „Thementalks“ gab es Impulse zumeist aus der „wirkstatt“ für die Kirchenvorstände, mit denen sie neue Perspektiven entwickeln können, um Kirche als lebendigen, relevanten und wirkungsorientierten Raum zu gestalten, in dem das Wohl der Menschen im Mittelpunkt steht. Oder sie begannen damit, sich gemeinde- und dekanatsübergreifend zu vernetzen oder sich über bewährte Lösungsansätze zu beraten. Es gibt auch Angebote der Landeskirche gerade zu Beginn der Wahlperiode gibt es Angebote der Landeskirche – etwa zur Unterstützung in schwierigen Situationen.
Synodalpräsidentin Annekathrin Preidel war es wichtig, noch einmal das großräumige Vernetzen der Kirchenvorstände jenseits der Gemeindegrenzen zu betonen: Dies bedeute ein Herausgehen aus gewohnten Formen. Gleichzeitig müsse der Rahmen der Kirchengesetze und -beschlüsse mit Leben erfüllt sein, aber auch die „entscheidenden Wegmarken“ bedacht werden.
Dabei griff sie zurück auf ein weiteres Zauberwerk von „Mr. Joy“ zurück, der ein Tangram, ein altes Legespiel aus verwirrenden Fragmenten, vor dem versammelten Saal in den Rahmen eines Rechtecks zusammenlegte. Plötzlich erschien ein weiteres Puzzleteil, „das nicht passt und die gesamte Form sprengt“. Doch er führte vor, wie sich auch dies in die Form einfügen lässt – sogar so, dass es auch mit zusätzlichen Teilen wieder in den alten Rahmen passt. So machte er die vielfältigen Impulse der Kirchenleitung in einem Bild greifbar.