Staat und Kirche – eine unmögliche Beziehung?

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Raimund Kirch, Mitglied im Herausgeberbeirat des Evangelischen Sonntagsblattes aus Bayern. Hintergrundbild: Kraus
Raimund Kirch, Mitglied im Herausgeberbeirat des Evangelischen Sonntagsblattes aus Bayern. Hintergrundbild: Kraus

Editorial im Evangelischen Sonntagsblatt aus Bayern von Raimund Kirch

Das Verhältnis von Kirche zur Politik war schon immer ein kompliziertes. Die frühen Christen wurden verfolgt, weil sie sich völlig aus dem staatlich verordneten Kult heraushielten. Als sie nach der Konstantinischen Wende Anerkennung erfuhren, begannen sie bald selbst Einfluss auszuüben und im schlimmeren Fall das Spiel der Mächtigen mitzuspielen. Politik spielte also schon immer eine gewichtige Rolle. 

So muss nicht wundern, dass knapp vor den nächsten Bundestagswahlen sich die Gemüter wieder einmal erhitzen. In kirchlichen Kreisen etwa hat die Abstimmung vom 29. Januar über die migrationspolitischen Initiativen der Union für beträchtliche Unruhe gesorgt. Eine neuerliche Debatte um das „C“ in den Parteinamen von CDU und CSU ist in vollem Gange. Zumal in einer gemeinsamen Stellungnahme das Katholische Büro und die Bevollmächtigte der EKD bei der Bundesrepublik deutliche Kritik an der Initiative der Union und speziell an ihrem Vorsitzenden und Kanzlerkandidaten geübt haben. 

Einige katholische Bischöfe distanzierten sich davon, die kurzzeitige CDU-Vorsitzende Annegret Kramp-Karrenbauer trat sogar aus dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) aus. 

Dass es auch anders geht, zeigte jüngst eine Tagung des Gustav-Adolf-Werkes zusammen mit dem Evangelischen Freundeskreis Siebenbürgen in der Tagungsstätte des Sudetendeutschen Bildungswerkes Heiligenhof (Bad Kissingen). 

Da ging es um die erstarkenden rechtsextremistischen Strömungen in Mittel- und Osteuropa, um deren Populismus und welche Position die Kirchen etwa in Rumänien, Tschechien und Russland einnehmen. In allen drei Ländern ist ihre Rolle eher eine marginale. Trotzdem, so hat man den Eindruck, wehren sie sich erfolgreich gegen den Mainstream. 

Und es war schon eine wichtige Erfahrung für die 70 Teilnehmenden des Seminars in Bad Kissingen, den aus Sankt Petersburg zugeschalteten Erzbischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Russland, Anton Thikomirov, über die kargen Verhältnisse seiner kleinen Kirche in dem Riesenreich reden zu hören. Er musste seine Worte wiegen, klar, verstanden wurde er dennoch. Über mehrere Beiträge der Tagung berichtet in dieser Ausgabe und in den folgenden Nummern Chefredakteurin Susanne Borée.