Brot des Lebens kommt allein vom Himmel

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Andacht im Evangelischen Sonntagsblatt aus Bayern

Andacht im Evangelischen Sonntagsblatt aus Bayern über den wahren Glauben

Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer glaubt, der hat das ewige Leben. Ich bin das Brot des Lebens. Eure Väter haben in der Wüste das Manna gegessen und sind gestorben. Dies ist das Brot, das vom Himmel kommt, damit, wer davon isst, nicht sterbe. Ich bin das lebendige Brot, das vom Himmel gekommen ist. Wer von diesem Brot isst, der wird leben in Ewigkeit. Und das Brot, das ich geben werde, ist mein Fleisch – für das Leben der Welt.

Johannes 6,47–51

Ein Herr holt sein Pferd aus dem Stall, weil er in der Ferne eine Trompete hört. Er deutet das als Signal zum Aufbruch. Das Ziel: „Nur weg von hier.“ Sein Diener ist besorgt und möchte ihm etwas zu essen einpacken. „Ich brauche keinen Essensvorrat“, sagt der Herr, „die Reise ist so lang, dass ich verhungern muss, wenn ich auf dem Weg nichts bekomme. Kein Essensvorrat kann mich retten. Es ist zum Glück eine wahrhaft ungeheure Reise.“

„Eine wahrhaft ungeheure Reise“ – so beschreibt Franz Kafka (1883–1924) in seiner Parabel „Der Aufbruch“ das Leben. Auf der Lebensreise sind wir auf Stärkung angewiesen. Doch keine mitgeführten Vorräte könnten unseren Hunger wirklich stillen. Viele versuchen trotzdem, durch „Selbstoptimierung“ möglichst lang gesund und fit zu bleiben. Das kann die Lebensqualität durchaus steigern. Aber auch die besten Ratschläge können nicht satt machen im geistlichen Sinn – schon gar nicht bis in Ewigkeit.

Diese Erfahrung machten schon die Israeliten auf ihrem Weg durch die Wüste. Sie hatten zwar Manna, aber es ließ sich nicht aufbewahren. Sie mussten darauf vertrauen, dass Gott jeden Tag neu für sie sorgt. Wir brauchen das tägliche Brot, um das wir
im Vaterunser bitten, er­fahren aber auch, dass es nicht ausreicht, den geistlichen
Hunger zu stillen.

„Wer glaubt, der hat das ewige Leben“, sagt Jesus. Der Glaube ist der Schlüssel. Das Vertrauen darauf, dass Gott, der uns das Leben schenkt, auch dafür sorgt, dass wir bekommen, was wir zum Leben brauchen: Brot für den Körper, Glauben für den Geist. Im Glauben erhalten wir Anteil an dem Leben, das Jesus mit seinem Tod am Kreuz für uns erworben hat, und an der Ewigkeit. Letztlich geht es um nicht weniger als um Jesu Hingabe für „das Leben der Welt“ und um „Leben in Ewigkeit“, um Tod, Auferstehung und ewiges Leben. 

Sicher schwingt das Abendmahl mit: Das Brot des Lebens, das Jesus geben wird, ist sein Fleisch – „für das Leben der Welt“. Wenn wir im Abendmahl Brot und die Frucht des Weinstocks miteinander teilen, nehmen wir Gottes Versprechen des ewigen Lebens in uns auf. Der Glaube an die Auferstehung ermöglicht einen anderen Umgang mit der Tatsache, dass wir einmal sterben müssen. Dem Tod zum Trotz können wir im Glauben an der Kraft der Liebe Gottes festhalten und auf die Vollendung der Welt hoffen. Das Brot des Lebens verleiht uns ein Vertrauen zum Leben, das den Tod nicht zu fürchten braucht und zeigt: Es macht Sinn zu leben! Gerade, weil es eine „wahrhaft ungeheure Reise“ ist.

Christoph Schürmann, Pfarrer in Vohburg an der Donau

Gebet: Guter Gott, wir danken dir, dass du uns schenkst, was wir zum Leben brauchen. Wir danken dir für deine Nähe und für das Brot des Lebens, das unseren Lebenshunger stillt. Bleibe bei uns mit deiner Nähe und deiner Liebe und mit deinem Segen. Amen.