Goldener Widerstand

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Andacht im Evangelischen Sonntagsblatt aus Bayern

Andacht im Evangelischen Sonntagsblatt aus Bayern über stille aber kraftvolle Resilienz

Alle aber miteinander bekleidet euch mit Demut; denn Gott widersteht den Hochmütigen, aber den Demütigen gibt er Gnade. So demütigt euch nun unter die gewaltige Hand Gottes, damit er euch erhöhe zu seiner Zeit. Alle eure Sorge werft auf ihn; denn er sorgt für euch. Seid nüchtern und wacht; denn euer Widersacher, der Teufel, geht umher wie ein brüllender Löwe und sucht, wen er verschlinge. Dem widersteht, fest im Glauben, und wisst, dass ebendieselben Leiden über eure Brüder und Schwestern in der Welt kommen. Der Gott aller Gnade aber, der euch berufen hat zu seiner ewigen Herrlichkeit in Christus, der wird euch, die ihr eine kleine Zeit leidet, aufrichten, stärken, kräftigen, gründen. Ihm sei die Macht in alle Ewigkeit! Amen.

1. Petrus 5,5b–11

Petrus schreibt an Gemeinden und ihre Leiter, die ihren Glauben unter sehr schwierigen Bedingungen leben. Und wir? Leben wir in den „Goldenen Zwanzigern“? 

Die „Goldenen Zwanziger“ – das klingt nach Sorglosigkeit, Tanz und Glanz. Doch wir leben eher in sorgenvollen Zwanzigern. Gründe gibt es genug: Kriege, Klimachaos, gesellschaftliche Spaltung und eine nagende Unsicherheit. Dazu kommen die persönlichen Sorgen: Wie kann ich in Zukunft leben, wie wird es meiner Familie gehen und den Menschen, die mir am Herzen liegen?

In einer von Sorgen geprägten Atmosphäre spricht Petrus mehrfach von Widerstand. Gott widersteht den Hochmütigen. Hochmut, das ist nicht nur laute Arroganz. Hochmut kann auch mein stiller Versuch sein, mit endlosem Grübeln die Zukunft zu kontrollieren.

Darum ruft Petrus: Werft eure Sorgen auf Gott! Nehmt euch zurück. Macht Platz. Öffnet die Tür, durch die die Sorgen hinaus können – hinein in Gottes Arme. Das ist eine Einladung, die Realität anzuerkennen: Unsere Kraft ist begrenzt. Es ist die befreiende Einsicht: Ich muss die Welt nicht tragen, denn ich werde getragen. Sorgen sind wie Strudel, die uns hinabziehen. Doch Gott gibt Grund zur Hoffnung. Sorgen binden, doch Gott befreit. Sorgen machen klein, doch Gott richtet auf. Die Sorgen werden nicht einfach verschwinden. Sie lauern still und erschrecken uns wie ein brüllender Löwe. Darum mahnt Petrus: Ihr braucht einen klaren Kopf und einen wachen Verstand. Widersteht und haltet fest am Glauben! 

Wer die „Goldenen Zwanziger“ verklärt, vergisst, dass sich damals auch dunkle Mächte sammelten, die schon bald nach der Macht griffen. Gold kann blenden. Es ist Gnade, einen klaren Blick zu behalten. Fest im Glauben widerstehen heißt, sich nicht von Sorgen und Angst verschlingen zu lassen, sondern wach zu bleiben für Gottes Wirklichkeit.

Dekan Rainer Horn, Leutershausen

Gebet: Gott, du kennst meine Sorgen. Du siehst, was mich niederdrückt und mir den Schlaf raubt. Hilf mir, loszulassen und dir zu vertrauen. Richte mich auf, wenn ich niedergeschlagen bin. Stärke mich, wenn mir der Mut fehlt. Gib mir Halt, wenn ich mich unsicher fühle. Schenke mir einen klaren Kopf und einen wachen Verstand, damit ich dem widerstehen kann. Danke, dass du bleibst und mich trägst, in Zeit und Ewigkeit. Amen.