Danken mit Denken verbinden

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Raimund Kirch, Mitglied im Herausgeberbeirat des Evangelischen Sonntagsblattes aus Bayern. Hintergrundbild: Kraus
Raimund Kirch, Mitglied im Herausgeberbeirat des Evangelischen Sonntagsblattes aus Bayern. Hintergrundbild: Kraus

Editorial im Evangelischen Sonntagsblatt aus Bayern zum Erntedank von Raimund Kirch

Wer auf dem Land wohnt oder einen Garten bewirtschaftet, hat meist einen anderen Draht zur Natur wie Menschen, die sich ihren Salat geputzt und in Plastik verpackt aus dem Kühlfach des Supermarkts holen. Man versteht dann eher, was Bauern leisten (müssen), auch: warum sie protestieren. 

Und welche Sorgen es bereitet, wenn im Frühsommer der Regen ausbleibt. Gottseidank ist er doch noch gekommen, hat dafür gesorgt, dass Kartoffeln, Mais und Obst prächtig gediehen. Wir werden das in den Kirchen sehen, wenn wir an diesem Sonntag allen Grund haben zu danken. 

Aber Danken hat immer auch mit Denken zu tun. Deshalb sei hier auf ein Buch verwiesen, das mir in der letzten Zeit zu kauen gab. Denn einfach zu lesen ist es nicht. Aber das bin ich Martin Hoffmann, dem früheren Leiter der Predigerseminare Bayreuth und Nürnberg schuldig, von dem ich oft gute Anregungen bekam; zuletzt als Professor für Systematische Theologie und Ethik in Costa Rica. 

Inzwischen ist Hoffmann im Unruhestand und aufgrund seiner Erfahrungen in Lateinamerika denkt er über eine Wirtschaftsordnung nach, die jenseits von Sozialismus und Kapitalismus neue Wege geht. Unter dem Titel „Lebensdienlich wirtschaften“ (Büchner-Verlag, 256 Seiten, 27 Euro) eröffnen verschiedene Autoren theologische und ökonomische Zugänge ohne den Teufel an die Wand zu malen. 

Dass es ungemütlicher wird auf unserem Planeten, dass ökologische Katastrophen wie Überschwemmungen, Hitze und Trockenheit auch im reichen globalen Norden angekommen sind, ist freilich nicht zu übersehen. Hinzu kommen gravierende soziale und ökonomische Probleme, die sich eigentlich nur durch eine Korrektur unserer Lebensweise beheben ließen. 

Welches Wachstum wollen wir? Eines, das noch mehr Müll produziert, noch mehr Ressourcen verbraucht? In dem Buch werden Ansätze zu einer solidarischen Weltgemeinschaft vorgestellt. Gilt es doch, die vorherrschenden ungerechten Wirtschaftsmodelle als Hauptursache für die Klima- und Umweltkrise auszumachen, was schließlich auch der Ökumenische Rat der Kirchen anmahnt. Wo und wie können wir damit anfangen? Dass wir nun einmal damit beginnen, die Entfremdung zwischen Stadt und Land zu erkennen und ihr entgegenzuwirken. Denn wie gesagt: Danken hat mit Denken zu tun.