Das ewige Licht finden

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Andacht im Evangelischen Sonntagsblatt aus Bayern

Andacht im Evangelischen Sonntagsblatt aus Bayern zur wahren Erwartung

Da sprach Johannes zu der Menge, die hinausging, um sich von ihm taufen zu lassen: Seht zu, bringt rechtschaffene Früchte der Buße. Es ist schon die Axt den Bäumen an die Wurzel gelegt. Und die Menge fragte ihn und sprach: Was sollen wir nun tun? Als aber das Volk voll Erwartung war und alle dachten, ob Johannes vielleicht der Christus wäre, antwortete Johannes: Ich taufe euch mit Wasser; es kommt aber der, der stärker ist als ich; ich bin nicht wert, dass ich ihm die Riemen seiner Schuhe löse; der wird euch mit dem Heiligen Geist und mit Feuer taufen.

Aus Lukas 3,1–20 

Das müssen wir uns nicht bieten lassen! Warum ist er so hart zu uns? Er soll froh sein, dass wir überhaupt zu ihm gekommen sind.“ So würden wahrscheinlich viele von uns reagieren, wenn sie einem Typen wie Johannes dem Täufer in der Fußgängerzone begegnen würden: „Was der sich herausnimmt. Der soll erst einmal zum Friseur gehen und sich dann etwas ‚G’scheites‘ anziehen.“

Damals am Jordan hören aber alle zu: „Es ist die Axt den Bäumen schon an die Wurzel gelegt!“ Sie stellen sich dem Krisenszenario. Sie diskutieren nicht, ob ihre persönlichen oder politischen Wege nicht vielleicht doch funktionieren könnten. Alle wollen wissen: „Was sollen wir tun?“

Sie verweisen nicht auf die Mächtigen: „Die müssen jetzt endlich in die Gänge kommen, damit es besser wird!“ Sie deuten nicht auf die Superreichen oder die in der Bevölkerung, die das Miteinander ins Wanken bringen. Sie fangen bei sich an: „Was sollen wir nun tun?“ Die Antwort des Johannes; „Tut Buße! Kehrt um!“, das schreckt sie nicht ab. Sie ahnen, dass damit ein Stück vom Himmel auf die Erde herabfließt. 

In dem Bild „Das Ewiglicht geht da herein“ fließt das Licht herab, kommt in das angedeutete Haus und lässt die Welt dort hell erscheinen. Manche sehen darin, wie sich aus dem Licht ein Mensch formt.

„Wie kann diese Welt bei mir Gestalt gewinnen; durch mich Fleisch und Blut bekommen, in meine Denke und meinen Herzschlag einfließen, im fünfzehnten Jahr der Herrschaft des Kaisers Tiberius?“, wollen die Menschen am Jordan erfahren.

„Wie kann diese Welt in unsere Krisen hineinfließen, im ersten Jahr der zweiten Herrschaft des Präsidenten Trump, als Friedrich Merz Kanzler in Deutschland ist und Markus Söder Ministerpräsident und Christian Kopp Landesbischof in Bayern.“

Johannes setzt dabei darauf, dass jeder einzelne Mensch wirklich zum Menschen wird – und antwortet ganz konkret: „Wer zwei Hemden hat, der gebe dem, der keines hat; und wer Speise hat, tue ebenso.“ Einmal habe ich jemanden über diese Forderung herzlich lachen sehen: „Was soll ich mit zwei Hemden? Ich kann doch nur eines tragen. Das ist ja, wie wenn ich zwei Betten hätte; ich kann doch nur in einem schlafen.“

Und den Zöllnern antwortet Johannes: „Fordert nicht mehr, als euch vorgeschrieben ist!“ Also: „Lasst die anderen nicht für euren Reichtum zahlen.“

Auch zu den Soldaten ist Johannes ganz klar: „Tut niemandem Gewalt noch Unrecht!“ Heute würde das wohl so klingen: „Gegengewalt darf nur dem Recht, nie der Rache dienen“ oder „Gegenwalt kann nur ein einziges Ziel haben, nämlich: Gewalt zu beenden!“. Johannes zeigt: Die Welt Gottes fließt in jeden Bereich hinein. Und wir sind es, die diesen Einfluss Gottes verkörpern und ihm menschliche Gesichter geben können.

Jürgen Körnlein, Stadtdekan in Nürnberg