Hoffnung, die aufrichtet

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Andacht im Evangelischen Sonntagsblatt aus Bayern

Andacht zum 2. Advent im Evangelischen Sonntagsblatt aus Bayern von Regionalbischof Prieto Peral

Und es werden Zeichen geschehen an Sonne und Mond und Sternen, und auf Erden wird den Völkern bange sein, und sie werden verzagen vor dem Brausen und Wogen des Meeres, und die Menschen werden vergehen vor Furcht und in Erwartung der Dinge, die kommen sollen über die ganze Erde; denn die Kräfte der Himmel werden ins Wanken kommen. Alsdann werden sie sehen den Menschensohn kommen mit großer Kraft und Herrlichkeit. Wenn aber dieses anfängt zu geschehen, dann seht auf und erhebt eure Häupter, weil sich eure Erlösung naht. 

Und er sagte ihnen ein Gleichnis: Seht den Feigenbaum und alle Bäume an: wenn sie jetzt ausschlagen und ihr seht es, so wisst ihr selber, dass der Sommer schon nahe ist. So auch ihr: Wenn ihr seht, dass dies alles geschieht, so wisst, dass das Reich Gottes nahe ist. Wahrlich, ich sage euch: Dieses Geschlecht wird nicht vergehen, bis es alles geschieht. Himmel und Erde werden vergehen; aber meine Worte werden nicht vergehen.

Aus Lk 21,25–33

„Da kommt etwas auf uns zu!“ Die Alltags‑Unheilspropheten warnen: Schneewalze hier, platzende Blase dort. Meist zucke ich mit den Schultern. Die Berichte von der Weltklimakonferenz beschleunigten meinen Puls. Für Menschen auf Pazifikinseln ist das keine Theorie, sondern Überlebensfrage. Das macht Angst. Es geht um Leben und Tod.

Auch Jesus spricht von Zeichen und Angst. Was sonst verlässlich läuft, Sonne, Mond, Sterne, gerät aus der Bahn. Die Natur spielt verrückt. Die natürliche Angst-Reaktion wäre Kopf einziehen. Jesus aber sagt: Gerade in der Angst, steht aufrecht.

In der römischen Welt galten Himmelszeichen als Vorboten großer Ereignisse. Jesus übernimmt diese Bilder, kehrt ihre Deutung aber um. Nicht Angst, sondern Hoffnung soll euch leiten. Die Welt wird erschüttert, ist aber nicht dem Chaos ausgeliefert – Gott führt zum Ziel. Die Klimakrise zeigt unsere Verletzlichkeit. Jesu Ruf bleibt: Erstarrt nicht in Furcht, handelt verantwortungsvoll und vertraut, dass Gott die Welt hält.

Wo bei uns zuhause die Krippe stehen wird, da steht jetzt eine einzelne Figur aus Olivenholz: die schwangere Maria. Sie erwartet ein Kind und ahnt große Veränderungen. Ich mag ihr Lied, das sie ihrem Kind vorausschickt. Maria singt das Magnificat: „Meine Seele erhebt den Herrn und mein Geist freut sich Gottes, meines Heilandes. … Er stürzt die Mächtigen und erhebt die Niedrigen.“ Maria sieht nicht nur die Gegenwart. Sie sieht Gottes Zukunft.

Die Welt ruft: „Handle jetzt!“. Jesus ruft: „Richtet euch auf.“ Beides gehört zusammen: Handeln und Hoffen. „Da kommt was auf uns zu“ – ja, das glaube ich fest: Gottes Zukunft. Bis dahin sind wir gefragt, diese Erde zu bewahren. Erhobenen Hauptes und mit einer Hoffnung, die größer ist als unsere Angst. Schließlich ist Lukas noch einer anderen Sternenspur gefolgt: nach Bethlehem. Der Spur zum „Fürchtet euch nicht!“ Da sollen wir hinsehen mit erhobenen Häuptern. „Da kommt was auf uns zu!“

Thomas Prieto Peral, Regionalbischof und Oberkirchenrat

im Kirchenkreis Schwaben-Altbayern

 

Gebet: Gott, ich danke dir für deine Verheißung. Du richtest die Niedrigen auf und sättigst die Hungrigen. Ich singe mit Maria: „Meine Seele erhebt den HERRN.“ Und hebe meinen Blick. Amen.

Lied 16: O Heiland, reiß die Himmel