
Editorial im Evangelischen Sonntagsblatt aus Bayern von Raimund Kirch zur Macht der KI und dem Friedenfürsten
Dass „KI-Ära“ zum Wort des Jahres 2025 gekürt wurde, erstaunte wohl kaum jemanden. Braucht man doch nur eine Anfrage über Google zu starten, dann wird mithilfe von Künstlicher Intelligenz eine meist perfekte Antwort mit Begründungen und weiteren Links serviert. Das heißt, es bedarf gar keines Recherchegespürs mehr.
Fast scheint es, die KI würde unsere Bedürfnisse schon im Voraus kennen. Und das ist ja die Befürchtung von Skeptikern: Dass alleine durch unsere Fragen die Anbieter immer besser über uns Bescheid wissen, um uns dann mit entsprechender Werbung zu befeuern. Wir werden indes immer inkompetenter. KI kann Arbeitsabläufe übernehmen, die bisher von Menschen erledigt wurden. Callcenter, Fluglinien, Medienunternehmen haben bereits Massenfreisetzungen angekündigt, wobei das Wort Freisetzung absolut nichts mit Freiheit zu tun hat.
Ob sich die Freigesetzen noch auf einen Deal einigen können, bleibt fraglich. Damit wären wir beim zweitgesetzten Wort des Jahres. „Deal“ ist das Lieblingswort des US-Präsidenten Donald Trump, der als Immobilienmagnat glaubt, jedes Problem der Welt wie ein Geschäft lösen zu können. Motto: Gibst du mir das, kriegst du von mir das.
Danach hat alles seinen Preis, etwa, wenn ärmeren Nationen der Geldhahn zugedreht wird; dann werden sie schon spuren. Mit diesen Mitteln hatte Trump durchaus auch Erfolge. Nur: So funktioniert Diplomatie leider nicht.
Zwar konnte Trump einen Waffenstillstand in Gaza erreichen, doch ist der Konflikt, ist der Hass, sind die Rachegefühle beileibe nicht aus der Welt. Im Gegenteil. Und bis jetzt sind auch alle Hoffnungen auf einen „Deal“ hinsichtlich der überfallenen Ukraine enttäuscht worden. Zum echten Frieden bedarf es mehr als Deals.
Vielleicht liegt darin die größte Herausforderung unserer Zeit: Frieden nicht zu machen, sondern ihn zu stiften, ihn zu ermöglichen. Das hieße aber, auf Zwang zu verzichten, das Recht des Stärkeren in Gerechtigkeit zu wandeln.
Die wahren Friedefürsten, um dies weihnachtliche Wort zu gebrauchen, sind nicht Revolverhelden, sondern die Friedensstiftenden, die nicht damit Geschäfte machen wollen; die guten Willens sind und den Mut haben, auch einmal klein beizugeben. Möge diese Botschaft das Herz des Kremlchefs beim Besuch des Weihnachtsgottesdienstes erreichen.



























