Kann es eine aktuelle Botschaft des Konzils geben?

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Chefredakteurin Susanne Borée, Hintergrundbild von Erich Kraus

Editorial im Evangelischen Sonntagsblatt aus Bayern denkt über aktuelle Bedeutung des Konzils von Nizäa nach

Wozu braucht man es heute noch? Ist das Nachdenken über das Konzil von Nizäa, das offenbar in grauer Vorzeit stattfand, nicht völlig aus der Zeit gefallen? Zumal sich die Teilnehmer damals über ein solch abstraktes Thema wie die genauen Beziehungen innerhalb der Trinität und das Verhältnis zwischen Jesus und Gottvater beinahe die Köpfe einschlugen.

Kann ein solches Thema auch nur einen Menschen heutzutage dazu bringen, deswegen wieder in die Kirche einzutreten oder ihr – umso besser – erst gar nicht erst den Rücken zuzukehren? Eher scheint es wahrscheinlich, dass ein vertieftes Nachdenken über solche abstrakten Fragen dazu führen könnte, Menschen aus der Kirche zu treiben. Sie könnten sich massiv darüber aufregen, dass das Christentum mit dem Nachdenken über solche Dispute Zeit und Energie verplempert .

Gibt es nichts Wichtigeres? Etwa in der Nachfolge Jesu der Einsatz für die Schwachen und Unterdrückten? Für die so fernen Nächsten oder die Schöpfung? Oder das Nachdenken darüber, was die Botschaft der Bibel mir für mein Leben zu sagen hat: Wo sie mich stärkt und wo sich mich infrage stellt. Soll Gott doch selbst seine Beziehungsfragen klären! 

Trotzdem! Gut trinitarisch sehe ich (mindestens) drei Gründe sich nun noch einmal nach 1.700 Jahren mit dem Konzil von Nicäa zu beschäftigen: Einmal als Zeichen der Verbundenheit mit unseren orthodoxen Geschwistern, denen es offenbar ungleich mehr bedeutet als uns nüchternen Protestanten. Zweitens entfernte sich die junge Kirche vor 1.700 Jahren durch die Konzilsbeschlüsse noch einmal deutlich mehr vom Judentum, indem sie den Ostertermin vom Passahfest löste. Und genauso, indem sie die Dreieinigkeit anstelle der Einzigartigkeit Gottes betonte.

Schließlich wurden in Nizäa Weichen gestellt für das Verhältnis zwischen Staat und Kirche über viele Jahrhunderte hinweg. Der Kaiser lud zum Konzil, er wollte eine Einheit der Kirche.

Erst langsam löst sich auch die Evangelische Kirche in Deutschland von dieser allzu festen Verbindung zwischen Staat und Kirche. Die Kirchenaustritte zwingen sie dazu. Als Gemeinschaft einer Minderheit kann sie aber durchaus Salz in der Suppe sein – nicht das Wasser darin. So kann sie weiter darüber nachdenken, wie sie Jesus Nachfolgen kann – in gegenseitiger Verbundenheit, aber ohne herrschenden Interessen nachzueilen.